Streiten will gelernt sein.
Weil aber die wenigsten von uns gelernt haben, wie streiten, diskutieren, eigene Meinung vertreten und sich nicht triggern lassen geht, verbinden viele Streit und Meinungsverschiedenheiten mit etwas negativem. Statt sich darum zu kümmern, wie Streiten konstruktiv gelingen kann, verfallen manche Menschen in extremes Harmonieverlangen. Am liebsten immer Frieden, denn das Gegenteil davon, so flüstert die Angst, ist Krieg und Zerstörung, die Beziehung ist in Gefahr.
Doch dieser Wunsch nach Dauerharmonie hat einen hohen Preis.
Dauerndes Harmonieverlangen verhindert, dass wir ehrlich miteinander sind. Wir halten Wahrheiten, Meinungen, Gefühle und Kritik zurück.
Fehlende Ehrlichkeit wiederum macht, dass wir keine echte Verbundenheit und Intimität aufbauen können.
Die unsichere Bindung führt dazu, dass wir uns in Konflikten schnell als Gegner empfinden.
Wenn ich Anteile von mir verstecke, führt das auf Dauer zu Wut, Groll und dem Gefühl, nicht wirklich gesehen und als der Mensch geliebt zu werden, der ich bin. Das ist dem Partner gegenüber unfair, denn wie soll er*sie alles von mir akzeptieren, wenn ich Teile verstecke?
Um aus dieser Zwickmühle zu kommen, denke ich immer wieder über Trennung nach.
Durch die Unterdrückung von Anteilen entstehen starke Gefühle. Wenn ich diese nicht leben kann, entsteht Anspannung, dadurch kommt es häufiger zu Konflikten.
Vielleicht sind in mir Gedanken wie
“Du verstehst mich einfach nicht!
Du siehst mich einfach nicht!
Du achtest meine Grenzen nicht!”
Harmonieverlangen kann auch dazu führen, dass ich versuche, alles perfekt zu machen, immer auf den Partner schaue und mich selbst vernachlässige. Das bringt mich in eine Erschöpfung und ein Gefühl von ausgelaugt sein.
Der Gedanke kann entstehen:
“Ich will es allen recht machen, aber alle übersehen mich! Keiner zeigt mir Dankbarkeit!”
Kennst du das auch?
Du tust alles für Harmonie in deiner Beziehung, weil du in deinem Leben erfahren hast, dass deine Meinung nicht gehört wurde, nicht gezählt hat, deine Grenzen missachtet wurden und somit dein Selbstwertgefühl gelitten hat?
Dann ist Beschäftigung mit dir selbst und die Hinwendung zur Selbstliebe angezeigt!
Kennst du das auch?
Du hast in der Vergangenheit erfahren, dass Streiten laut, zerstörerisch, herabwürdigend ist und es immer einen oder mehrere Verlierer gibt oder warst selbst immer wieder der Verlierer?
Die Angst, dass die Beziehung zerbricht ist so stark, dass schon der kleinste Streit für dich ein Alarmsignal ist?
Dann ist es an der Zeit, dass du die Angst vor Liebesverlust überwindest und neue Strategien für die Kommunikation deiner Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen lernst!