Die erotische Formel

Die erotische Formel wurde vom amerikanischen Sexualwissenschaftler Jack Morin etabliert.

Er bricht die Entstehung von Erregung und Erotik auf eine einfache Formel herunter: Anziehung + Hindernisse = Erregung

Was meint Jack damit genau?

ANZIEHUNG

Gegenseitige Anziehung sollte vorhanden sein, damit Erregung auch entstehen kann. Die Anziehung ist der Funke, der das Feuer entstehen lässt. Was uns an einem anderen Menschen anzieht, ist sehr individuell. Manche Kriterien, wie welches Geschlecht uns anzieht, sind vermutlich angeboren. Andere Dinge, die uns anziehen wie Haarfarbe, Gesichtszüge, Charaktereigenschaften, Körperform etc. lernen wir im Laufe der Kindheit durch familiäre und kulturelle Einflüsse und unsere zunehmende individuelle Erfahrung.

HINDERNISSE

Gewisse Hindernisse müssen laut Morins Formel vorhanden sein, damit Erregung entstehen kann. Dabei teilt er die Hindernisse in 4 Kategorien ein:

Sehnsucht

Verbote brechen

Macht und Unterwerfung

Überwindung von Ambivalenz

SEHNSUCHT

Auf der anderen Seite des Zauns ist das Gras oft viel grüner: Wir wollen das, was wir nicht haben können, manchmal sehr stark und sind sehnsüchtig. Damit lässt sich auch der Reiz einer Affäre erklären. Die Sehnsucht in langjährigen Beziehungen aufrecht zu erhalten ist eine Kunst, die sich lohnt, kultiviert zu werden.

VERBOTE BRECHEN

Sex an einem “verbotenen” Ort? Sex, bei dem andere euch entdecken könnten? Nervenkitzel, Aufregung, Tabus brechen, Normen sprengen, Neues wagen, neue Spielarten ausprobieren, neue Mittel einbeziehen…. Es ist ein Hindernis, neues auszuprobieren. Dabei sollte das Hindernis nicht so groß sein, dass die Erregung sich verflüchtigt, weil zu viel Angst da ist. Es geht um einen kleinen Schritt aus der individuellen Komfortzone.

MACHT UND UNTERWERFUNG

Hierbei geht es um das Spiel mit “nehmen” und “genommen werden”. Was erregt, auf welche Art nähere ich mich meinem Gegenüber, bin ich dominant oder unterwürfig? Wie können wir mit Macht und Unterwerfung spielen? Damit ist übrigens nicht gleich das Eintauchen in die BDSM-Szene gemeint. Auch ein sehr bestimmtes Heranziehen des*der anderen zu einem innigen Kuss kann sehr bestimmend sein.

ÜBERWINDUNG VON AMBIVALENZ

Sexuelle Fantasien bilden manchmal gar nicht die Werte ab, die ich im Alltag leben möchte. Damit entsteht in mir ein inneres Spannungsfeld. Es kann auch sein, dass mich im alltäglichen Umgang mit meine*r Partner*in sein*ihr dominantes Verhalten stört, auf der sexuellen Ebene aber löst genau das einen Reiz in mir aus. Diese Ambivalenzen zu überwinden ist laut Morin ebenfalls ein Hindernis. Was Morin in seiner Formel nicht berücksichtigt hat:

Der Mensch meiner Sehnsüchte sollte auch erreichbar für mich sein, sonst stellt sich möglicherweise keine Erregung ein.

Die Formel findet in (langjährigen) Partnerschaften nur Anwendung, wenn die Partner es schaffen, das Spiel mit Nähe und Distanz, mit Intimität und Eigenständigkeit für beide ausbalanciert zu spielen. Es beflügelt die sexuelle Leidenschaft, wenn beide Partner*innen eigenständige Personen sind. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich nicht nah sein können. Viele Menschen meinen, sie sollten möglichst viel Zeit getrennt vom Partner verbringen, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Natürlich ist es schön, mal etwas getrennt zu machen und sich danach wieder zu sehen und über die allein verbrachte Zeit auszutauschen. Eigenständig zu sein bedeutet aber gerade in der maximalen Nähe bei sich selbst zu bleiben: In der eigenen Stabilität, bei den eigenen Werten, fest im Selbst verankert.