Bin ich liebenswert?

Wir wünschen uns nichts so sehr, wie als der Mensch angenommen und geliebt zu sein, der wir sind. Das ist aber nur möglich, wenn wir uns mit allen Facetten zeigen.

Viele Konflikte in der Partnerschaft entstehen, weil einer oder beide Partner auf die Bestätigung durch andere (zum Beispiel den Partner) angewiesen sind.

Es lohnt sich für die eigene Entwicklung und für die Verbesserung der Partnerschaft, die Notwendigkeit nach Fremdbestätigung zu hinterfragen und nach und nach abzulegen.

EHRLICHKEIT

Wenn ich mir unsicher über meinen Wert bin, bin ich mir auch unsicher darüber, welchen Wert meine Bedürfnisse, Wünsche, Träume und Fantasien sowie meine Gefühle haben.

Aus dieser Angst wird oft ein Versteckspiel:

“Aus Angst, dich zu verlieren, verstecke ich meine intimsten Gedanken und Gefühle vor dir. Lieber biege ich meine Wahrheit in alle möglichen Richtungen.”

EIFERSUCHT

Wer sich unsicher über seinen Wert ist, lebt in Angst, der*die Partner*in könnte jemand passenderen finden oder bei der nächsten Gelegenheit davon laufen und sieht auch noch ständig Beweise für diese Ängste.

“Er hat die Nachbarin angelächelt, ich habe Angst, dass er mich verlässt. Sie ist viel hübscher als ich”

ECHTE NÄHE UND INTIMITÄT

Menschen, die unsicher über ihren Wert sind, hüten sich davor, sich anderen Menschen in all ihren Facetten zu zeigen. Das führt dazu, dass in einer Beziehung immer unausgesprochene Themen bestehen und sich die beiden Partner nie ganz kennenlernen. Der Vorwurf “du verstehst mich einfach nicht” ist dann eine richtige Feststellung und der Partner müsste darauf antworten: ”Zeig dich mir, so dass ich eine Chance habe, dich zu verstehen”. Sich nicht zeigen und öffnen hat zur Konsequenz, sich nie ganz gesehen zu fühlen.

SEXUALITÄT

Wer auf Fremdbestätigung angewiesen ist, geht sexuell wahrscheinlicher über die eigenen Grenzen und macht dem*der anderen zuliebe Dinge, die sich vielleicht nicht gut anfühlen.

Außerdem wird Sex dann oft dazu benutzt, sich den eigenen Wert bestätigen zu lassen (“War es gut für dich?”). Merkt der eine, dass der Partner die Bestätigung braucht, wird er eher Erregung und/oder Orgasmen vortäuschen.

EMOTIONALE ABHÄNGIGKEIT

Braucht man Fremdbestätigung, wird man sich in einer Beziehung niemals frei fühlen, zu sagen/tun/lassen, was man fühlt und denkt. Der Drang nach Anerkennung von Außen kann auch zum Perfektionismus in der Partnerschaft führen und zum Zustand des “ich mache dir alles Recht”. Dies kann zu einem riesigen Druckgefühl werden, aus dem dann ausgebrochen werden “muss”. Grenzen werden weniger gesetzt und toxische Verbindungen können entstehen, wenn der Partner das ausnutzt.

MUT UND INDIVIDUALITÄT

Auf der Suche nach Fremdbestätigung verlieren Menschen ihren Mut und das Einstehen für die eigenen Werte. Ständig lauern überall gefühlte Gefahren und der Partner wird zum absoluten Mittelpunkt des Universums und manchmal gleichzeitig zum schlimmsten Feind.

Die eigene Individualität einzubüßen ist ein schwerer Verlust und führt am Ende dazu, dass man sich leichter in der Beziehung verliert und auf den Partner auch weniger attraktiv wirkt.

Sich des eigenen Wertes bewusst zu werden und sich mit allen Facetten zu akzeptieren ist ein manchmal beschwerlicher, aber für alle Beziehungen lohnenswerter Weg.

Menschen, die mit sich selbst im Einklang sind, treffen die richtigen Entscheidungen, setzen gesunde Grenzen, können echte Nähe zulassen, bewahren Stabilität auch in Krisensituationen, fühlen sich freier und unabhängiger und können sich ehrlich der Welt mitteilen und fühlen sich dadurch gesehen.