Eifersucht

Der Cocktail aus Gefühlen, der da wie eine große Welle über dich schwappt, ist echt gemein und tut weh. Er besteht aus Verlustangst, Angst, Wut, Panik, Trauer, Selbstzweifel, Minderwertigkeits-komplexen, dem Gefühl, im direkten Vergleich mit jemand anderen “zu verlieren”, Verunsicherung, Liebe, Zweifel, Aggression.

Grade war die Welt noch in Ordnung, dann passiert etwas oder deine Gedanken galoppieren von selbst los und schon bist du mitten drin in der Eifersucht.

EIFERSUCHT – GEFÜHLE & GEDANKEN

“Ich brauche dich so sehr!”

“Bitte bitte liebe mich”

“Verlass mich nicht!”

“Mit wem hat sie gesprochen?”

“Worüber lachen die beiden miteinander?”

“Sie hat ein neues Parfum gekauft, versucht sie, jemand zu beeindrucken?”

“Er sieht besser aus als ich”

“Ich bin allein ohne ihn”

“Ich möchte sie ganz für mich haben”

“Ich mag es, sie eifersüchtig zu machen, dann bemüht sie sich um mich”

EIFERSUCHT IST NORMAL

Eifersucht ist zunächst mal ein Gefühl aus unserem riesigen Spektrum an Emotionen. Scheinbar ist das auch keine neue Erfindung, denn wir kennen es sowohl entwicklungsgeschichtlich als Menschheit, als auch individuell schon lange: Bereits als Kind machen wir meist erste Erfahrungen mit diesem unangenehmen Gefühl, das entsteht, wenn wir den (tatsächlichen oder fantasierten) Verlust eines vertrauten und geliebten Menschen fürchten. Sogar Tiere empfinden scheinbar Eifersucht.

Eifersucht muss nicht per se pathologisch sein und deutet auch nicht immer auf einen geringen Selbstwert hin.

Drei Formen werden unterschieden:

1. Reaktive Eifersucht

>> entsteht durch einen realen Anlass

2. Misstrauisch-ängstliche Eifersucht

>> Ängste und Minderwertigkeitsgefühle lassen die Eifersucht entstehen

3. Besitzergreifende Eifersucht

>> Derjenige, der das Gefühl empfindet, schränkt den Partner ein, kontrolliert ihn, wendet eventuell sogar Gewalt an

EIFERSUCHT = LIEBE?

Eifersucht in einer Beziehung ist noch kein Indikator für Liebe, sondern hat meist etwas mit der Biografie des Fühlenden zu tun.

Oft hat der Mensch (in seiner Kindheit) unsichere Bindungserfahrungen, Liebesentzug, Verlustangst erlebt oder hat aus verschiedenen Gründen ein gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl entwickelt. Wurde in der Kindheit die Eifersucht des Kindes abgewertet, kann sich das in ihm wie ein Makel festgesetzt haben.

EIFERSUCHT UND TRADITIONEN

Soziale und wirtschaftliche Abhängigkeit vom Partner könnten Eifersucht in Beziehungen verstärkt haben: wenn z.B. ein Partner zugunsten der Kinder-erziehung seine Karriere hintangestellt hat, dadurch in die wirtschaftliche Abhängigkeit geriet und das alles in einer Gesellschaft, in der Trennungen Ächtung und wirtschaftlichen Ruin nach sich gezogen haben, kann Eifersucht (und die Verlustangst gegenüber dem Partner) plötzlich ein zentrales und teils nachvollziehbares Gefühl geworden sein.

DIGITALE EIFERSUCHT

Der Umgang mit sozialen Medien und die Allgegenwart von Handys können auch Konflikte hervorrufen. Entweder, weil viel Zeit am Handy/PC verbracht wird und diese Zeit nicht gemeinsam genutzt wird oder weil die Aufmerksamkeit nicht ungeteilt beim Partner sein kann. Verwirrung entsteht auch bei der Kommunikation und der Verwendung von Emojis mit anderen sowie bei der eigenen Darstellung in den sozialen Netzwerken. Ist es möglich, den Partner am eigenen digitalen Parallelleben teilhaben zu lassen?

EIFERSUCHT – WAS TUN?

Hilfe zur Selbsthilfe, wenn du immer wieder unter Eifersucht leidest:
1. Nervensystem beruhigen
2. Realitätscheck: Gab es einen realen Anlass ➡️ Ansprechen beim Partner? Oder sind meine Gefühle getriggert ➡️ Selbstreflexion, Gefühle sortieren, woher kenne ich den Schmerz (wie alt war ich, als er zum ersten Mal auftrat)?
3. Selbstwert stärken und die Eigenständigkeit ausbauen
4. Vergleiche zu anderen einstellen (Vergleichen macht meistens unglücklich)
5. Professionelle Hilfe zur Emotionsverarbeitung beanspruchen
6. Fähigkeit stärken, den konstruktiven Umgang mit belastenden Emotionen zu lernen
7. Mit dem Partner in Kommunikation treten, Nähe herstellen, indem du dich öffnest und aus deiner Perspektive (in der ICH-Form) ohne Schuldzuweisung über deine Gefühle erzählst. Eifersucht muss nicht zum Konflikt führen, wenn die Verlustängste überwunden werden können.

Du bist in einer Partnerschaft und dein*e Partner*in wird immer mal wieder von eifersüchtigen Gefühlen überrollt? Strebt miteinander eine wertschätzende Kommunikation an. Schuldzuweisung in jegliche Richtung bringen gar nichts, sondern vergrößern die Kluft zwischen euch. Resultieren die schmerzhaften Gefühle aus schmerzhaften Erfahrungen, ist es wenig sinnvoll, wenn du den Fühlenden zusätzlich abwertet und klein machst, dich vielleicht sogar über ihn*sie stellst („du immer mit deiner Eifersucht/du bist ja eh immer eifersüchtig etc“). Sprecht miteinander über die belastenden Gefühle und was helfen kann, dass die Gefühle nicht entstehen oder was es braucht, sie zu verstehen und zu verarbeiten. Unterstützt euch gegenseitig darin, professionelle Hilfe zu beanspruchen, wenn die Gefühle aus eigener Kraft nicht bewältigt werden können.

Umgang mit pathologischer Eifersucht:
Reagiert dein*e Partner*in kontrollierend, wütend oder gewalttätig auf dich und schafft es nicht, bei seinen*ihren Emotionen zu bleiben, dann hol dir Hilfe!
Wende dich bei emotionaler oder physischer Gewalt beispielsweise an:
Polizeiruf 110
Telefonseelsorge Deutschland: 0800 / 111 0 111 oder 0800 111 0 222
www.frauen-gegen-gewalt.de/hilfe-beratung.html
www. maennerberatungsnetz.de
https://www.frauen-gegen-gewalt.de